Samstag, 23. August 2014

Reisebericht Andreas 19.8.2014



19.08.14
Der Abend in Maissade. So ausgestorben und langweilig, wie meine Tochter erzählt, ist es hier nun wirklich nicht. Kaum waren wir an der (wie soll ich es nennen?) Ausgabestelle für Kaltgetränke angelangt, füllte sich die Straße mehr und mehr. Offensichtlich sprach es sich buschbrandartig herum, dass die verrückten Weißen, die weit draußen in der Wildnis eine Schule bauen wollen, wieder im Lande sind. Erschwerend kam wohl noch hinzu, dass der Vater von Doro dabei war. Sofort drängelte sich ein schon etwas älterer Mann vor, er hielt eine Gitarre im Arm, erzählte uns, dass er lange Zeit in Californien gelebt habe und der beste Freund meiner Tochter sei. Er sei übrigens auch Englischlehrer und wir suchten für die neue Schule doch Lehrer. Viele andere zeigten auf mich, fragten „Doro?“ und lachten, wenn ich nickte. Was die wohl von mir erzählt haben mag? Es war jedenfalls richtig Stimmung auf der Straße, durchfahren konnten nicht einmal die unvermeidlichen Motorräder.
Ein paar Köstlichkeiten aus der Straßenküche haben wir auch probiert, der Gitarrist John aus Californien hat dann noch zwei Lieder gespielt und wir sind schließlich zurück zum Hotel.
Unser Grundstück im Morgenlicht
Conny und Roswitha haben es einmal das Baustellenhotel genannt, eine freundliche Umschreibung für das, was hier geboten wird. Die Aircondition, ohne die das Schlafen hier kaum möglich ist, ist noch nicht angeschlossen. Wasser muss man bestellen, dann läuft für wenige Minuten ein dünner Rinnsal aus dem Duschkopf, man muss schon sehr behände hin- und herspringen, um einer Ganzkörperdusche nahe zu kommen. Die Toilette gibt sich als normale Toilette aus, man muss aber mit einer Schöpfkelle die Arbeit des Spülkastens erledigen. Warum ein Waschbecken installiert ist, kann ich nicht erläutern. Auch die Geruchsabschlüsse erfüllen ihre Aufgabe nicht, wie man im Zimmer deutlich riechen kann. Erschwerend kommt hinzu, dass Bad und Toilette gar keine Tür haben, lediglich ein auf Kniehöhe beginnender Vorhang teilt diesen Raum ab. Hat natürlich den Vorteil, dass man auf der Toilette die Beine ausstrecken kann. Das Auto kann im Innenhof nicht abgestellt werden, denn die Straße ist so weit ausgehoben, dass man selbst zu Fuß den Eingang des Hotels kaum erklimmen kann. Und das für einen durchaus stolzen Preis eines Mittelklassehotels in Deutschland.  Die Nacht war grausam und ich war nicht einmal sauer, als wir, Guerino und ich teilen uns eine Absteige, von Roswitha durch rüdes Klopfen viel zu früh geweckt wurden – sie hatte ihre Uhr zu früh gestellt. Ohne Frühstück ging es raus zum Grundstück, unter zahlenmäßig reger Beteiligung der umliegenden Bewohner beginnen wir das Grundstück zu Fuß zu erkunden, weitere mögliche Zukäufe zu besichtigen und schließlich die geplanten Gebäude zu vermessen und abzustecken.

Grundstück mit Container


Die vom nächtlichen Regen im Gras durchnässten Schuhe (wer nimmt schon Gummistiefel mit nach Haiti?) können den in der Sonne glühenden Kopf auch nicht herunter kühlen. Um 10:00 Uhr, also nach bereits 4 Stunden Arbeit, fahren wir zum Frühstück ins Hotel, langsam wird es auch erheblich zu heiß. Es war dringend notwendig, nach der kräftezehrenden Arbeit in der Hitze einen Zwischenstopp einzulegen. Am Tisch geht wieder die Konversation deutlich an mir vorbei, nur bruchstückhaft kann ich erkennen, worum es bei dem in Kreol geführten Gespräch geht. Zur Zeit sind die Direktoren der Billiguy-Schule bei uns im Hotel und holen das Gehalt für ihre Kollegen ab, um15:00 geht es wieder aufs Grundstück bis zum Einbruch der Dunkelheit. Da ich danach wohl keine Nerven und keine Energie mehr habe, schließe ich bis hierher das heutige Tagebuch.

Andreas Meisig

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