Donnerstag, 21. August 2014

Reisebericht Andreas vom 16.8.2014


Aber zurück nach Maissade, wo für mich ja der heutige (das Rechtschreibprogramm schlägt „heftige“ vor - auch recht passend. Soweit sind die bei google schon!) Tag begonnen hat:
Es ist mittlerweile kurz vor 10, ein weiterer LKW, von Guivens mal eben in Maissade organisiert, setzt sich hinter unsere Immobilie, wird mit fetten Eisenketten vertäut, ein kurzes, ohrenbetäubendes Hupen der Fahrer, die Maschinen heulen auf – und nichts geschieht, bis auf das Durchdrehen der Räder. Das hat wesentlich mit dem Profil der Reifen zu tun, da es sich um „Slicks“ handelt, was in Haiti ja durchaus üblich ist. Das fehlende Profil machte sich ja schon bei unserem Versuch negativ bemerkbar, halbe Bäume unter die Räder zu verbringen: Das tut man ja, damit das Profil greifen kann, außerdem legt man ja eigentlich die Äste quer zur Fahrtrichtung, was aber bei fehlendem Profil eh wurscht ist.. (Beruhigung: alle Bäume und Bauteile kamen von den Nachbargrundstücken, wir haben ja offensichtlich genügend klargestellt, dass, wer Bäume oder Baumteile entwendet oder entnimmt oder entfernte oder entnommene Bäume und Baumteile ... – es hatte schon etwas Voodoohaftes, wie die Anwohner nachts nur von Sternen beleuchtet ihre Gaben zu dem großen Moloch im Straßengraben schleppten, begleitet vom Gesang der Megafrösche!)
Also begann man die zweite Maßnahme in Angriff zu nehmen: das Gewicht des ziehenden LKW zu erhöhen. Der Fluss ist ja in der Nähe, ein Dutzend Männer, die ohnehin über jede sinnvolle und abwechslungsreiche Beschäftigung froh sind, stehen im knietiefen Wasser und werfen Riesenkiesel von sicherlich 7 bis 15 Kilo in den LKW. Ich werde mit unserem Auto dorthin beordert, um mit den Scheinwerfern für Beleuchtung zu sorgen.

Es dauerte schon mehr als eine Stunde, bis der vollbeladene Camion endlich wieder zu unserem Grundstück ächzte. Ganz offensichtlich hatte sich sein Gewicht vervielfacht. Dort vor den festsitzenden Container gehängt – schließlich klappte es, nachdem noch weitere Ausgrabungsarbeiten an den Vorderrädern erledigt waren. „Lange tönt's im Walde noch, unser Eli lebe hoch!“ Nur die Älteren werden sich daran erinnern, aber jeder wird sich den Jubel vorstellen können.

Etwa 2 Minuten vor Mitternacht hatten wir uns von allen verabschiedet, Guerino hat sich die Namen notiert, damit wir sie für die wirklich aufopfernde Nachtarbeit entlohnen können, und wir machten uns auf den Weg zurück. Der Containerfahrer nahm das Angebot dankend an, bei Nickolson in Maissade zu übernachten, und wir machten uns auf, eine neue Bestzeit nach Port-au-Prince zu erarbeiten. Ich glaube, mit unter zwei Stunden (und dennoch heilem Auto) sind wir nicht weit davon entfernt. Da ich zwischendrin während meiner Wartezeit auch noch die Fahrertür von ihrem impertinenten Klappern erlöst hatte (und weil die Beifahrer sich Morpheus Armen hingegeben hatten), war diese Fahrt auch rein akustisch ein wahrer Genuss.Ich weiß nicht, warum ich Angst vor Nachtfahrten in Haiti hatte: Wir haben auf dem ganzen Weg zwischen Maissade und PaP nur drei (bewegte) Autos gesehen, selbst hier in der Stadt waren um 3 Uhr morgens die Straßen so leer, dass man jedem Schlagloch weiträumig ausweichen konnte (um sofort in das nächste zu geraten). Einige betrunkene Jugendliche säumten noch die Straßen, vor allem auf dem Land, auch hier eine mir durchaus aus Deutschland bekannte Situation.
Guerino und Guivens sitzen momentan über der Planung, in Bangangne (unser Grundstück!) wird der Eingang zu unserem Grundstück geebnet, der Fahrer von Haiti Terminal ruht sich für seinen Einsatz morgen aus und ich kann mich der Lösung des Problems widmen, dass mein gekühlter Mangosaft alle ist! So gerecht kann das Leben seine Aufgaben verteilen!
Andreas

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